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Mobiler Escape Room „Der Löwe von Münster“

Escape_Room_Löwe_von_Münster_Siegburg (08)

„Ihr habt eine Stunde Zeit, die regimekritischen Flugblätter zu finden, bevor ihr von der Gestapo entdeckt und verhaftet werdet!“

Mit diesem Arbeitsauftrag startet die Rätsel-Zeitreise des mobilen Escape Rooms „Der Löwe von Münster“, der drei Tage in Siegburg in der Begegnungsstätte „Lukas Zwo“ zu Gast war. Hier erhalten Jugendliche ab 14 Jahren und junge Erwachsene Gelegenheit, als eine Gruppe von Pfadfinder*innen in das Jahr 1941 einzutauchen und sich spielerisch mit den Themen Mut, Zivilcourage und Menschenwürde auseinanderzusetzen. Nach einer kurzen Einführung zu Bischof von Galen, dem sogenannten „Löwen von Münster“, und zum historischen Hintergrund der damaligen Situation in Deutschland versuchen die Teilnehmenden den Auftrag ihres fiktiven verhafteten Gruppenleiters fortzuführen. In dessen Wohnung müssen einige vom NS-Regime verbotene Flugblätter sichergestellt werden, bevor das Gebäude erneut durchsucht wird. Schon mit dem Betreten des Raums entsteht das Gefühl, in einer anderen Zeit gelandet zu sein. Mithilfe von Drehscheibentelefon, Schreibmaschine und Diaprojektor begeben sich die Spielenden auf den Weg, um die Schlösser zu knacken, welche letztlich zu dem geheimen Safe mit den Dokumenten führen sollen. Das Brisante: Diese Dokumente beinhalten Abschriften einer Predigt des Bischofs, in denen er die Euthanasie von Menschen mit Behinderung durch das NS-Regime offen kritisiert.

Während ihrer Suche treten die Teilnehmenden immer wieder mit fiktiven Nebendarsteller*innen in Kontakt, die unterschiedliche Ratschläge erteilen und konträre Haltungen vertreten. So stellt sich in der Nachbesprechung die Frage: Was soll schlussendlich mit den Flugblättern geschehen? Angenommen, wir würden heutzutage in einer Diktatur leben, wäre ich persönlich mutig genug, die Flugblätter zu verteilen? Welchen Risiken würde ich mich dadurch aussetzen? Bei einem Großteil der Spieler*innen ist der Wunsch herauszuhören, sich auch heute aktiv gegen Ausgrenzung und gruppenbezogene Menschenfeindlichkeit einzusetzen und schon durch vermeintlich kleine Impulse etwas zu bewirken. Gleichzeitig wird im gemeinsamen Nachgespräch deutlich, dass dies in der Praxis nicht immer einfach ist und viel Mut erfordert. Sie erlebe auch heutzutage häufig diskriminierende Situationen und Gespräche mit anderen Personen, in denen sie den Wunsch hätte, etwas zu entgegnen und zu handeln, aber nicht immer wüsste, wie, reflektiert eine jugendliche Teilnehmerin. Auch Themen wie Angst vor möglichen Kollektivbestrafungen, Ohnmacht und die unterschwellige Meinungsbeeinflussung durch Social Media in der heutigen Zeit beschäftigen die Besucher*innen.

Organisiert wurde das Gesamtprojekt durch die an die Pfarrgemeinde Sankt Servatius angegliederte Jugendreferentin der KJA Bonn und Sprecherin des „Breiten Bündnis Jugendpolitik“, Heidi Drewke. Das Bündnis besteht aus einem Zusammenschluss verschiedener Siegburger Einrichtungen mit dem Ziel, Jugendlichen und jungen Erwachsenen politische Themen näherzubringen und für sie eine Plattform gesellschaftlicher Teilhabe zu schaffen. Der Escape Room selbst wurde von Matthias Hecking und Winfried Hachmann entworfen und konzipiert. Das Besondere ist, dass das Teamspiel tatsächliche historische Geschehnisse aufgreift und diese in einen fiktiven Spielrahmen einbettet. So ist es beispielsweise möglich, im Anschluss an das Spiel ein Faksimile des Originalpredigttextes des Bischofs von Galen zu bewundern.

Das dreitägige Escape Room Projekt konnte dankenswerterweise durch die finanzielle Unterstützung der Aktion „Lichtblicke“ von Radio Bonn/Rhein-Sieg umgesetzt werden.

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